is Mitarbeiterporträt « … Da muss mehr Digitalisierung in die Arbeitsab- läufe. » pro Doc ein Ordner, dann ist alles gut. Und wie die Ordner alle heis- sen: «Sehr geehrte Damen und Her- ren» oder «Schrott» oder «Zorro» oder «ZZZ». Es gibt bestimmt einen Ordner der «…Ordner» heisst. Und dann kam Damaris Huser. Vor rund 20 Jahren war ihr Mann noch das First Date. Und weil das geplante Programm beim Date ins Wasser fiel und das First Date sagte, «Komm, dann gehen wir halt Klettern» ging sie mit ihm und ihrer Höhenangst was? – halt Klet- tern. Seither klettert sie, und nach wie vor mit Höhenangst. Und sogar auf dem Auto hat es einen Kleber mit Klettern. Das Klettgau, von wo sie abstammt, ist aber kein Klet- terngau. Es sei schon schön dort, meint sie, aber dort habe es keine Berge, und mittlerweile brauche sie die Berge, die seien Kraftquelle für sie. Alpstein, einfach Alpstein. Ein- mal jährlich Meglisalp, ohne Meg- lisalp würde dem Jahr etwas fehlen. Chläggi, so sagen die Ein- geborenen zum Klettgau, Kanton Schaffhausen imfall, aber auch ZH und AG, und das deutsche Süd- badische, das ist die Gegend, zu der zwei wichtige Ortschaften gehören. Einmal Schleitheim, weil Damaris Huser von dort abstämmig ist, und weiters Hemmental, weil es dort nur so wimmelt von Leuten mit dem schönen Namen Leu, zum Beispiel Daniel und Heidi Leu (-Leu). Es folgt nun Husers Crashkurs im Schlaate- merdütsch für Fremdsprachler. Ein- mal gehört und ab dann immer im Ohr, aber zum Sprechen nicht mög- lich: «Taar da da?» (Darf der das?), und «Da da da taar!» (Dass der das darf!) Lauter a, a in allen Lebens- lagen. Dieses a ist nur für Schlaa- temer, nichts für Schaffhauser – so wie die Innerhödler mit dem r nicht allzu viel anzufangen wissen («vede vo dü» = Viertel vor drei). Dafür dürfen sich die Schaffhauser mit ihrem «nid» ein bisschen Identität holen, um sich von den Thurgau- ern und deren «nööd» abgrenzen zu können. Aus dem Paar wurde vor rund neun Jahren ein Trio, und Huser Ju- nior absolvierte letztes Jahr seinen ersten Aufstieg auf den Säntis, vom Toggenburg her, Start zwischen Unterwasser und Wildhaus, sprich «Alpli ufe», Rotensteinpass, etwa fünf Stunden, dann Übernachten, weiter über den Lisengrat, Höhen- angst, dann auf dem Gipfel, runter mit der Bahn zur Schwägalp. Der Bewegungsdrang von Damaris Huser ist nicht normorientiert. Mit 30 hat sie neben dem Klettern auch angefangen zu laufen, mit 32 den ersten Halbmarathon abgewickelt. Eine Hassliebe sei es: Oft wolle sie gar nicht laufen gehen, und am Anfang sei es immer langweilig, dann fange es an zu gefallen, ins- besondere beim Trailrunning, und danach sei sie froh, gegangen zu sein. Und dann erwischte sie Covid. Und nicht einfach nur Covid. Nach Covid kam Long Covid. Rund zwei Jahre lang Lau- fen kaum möglich, höchstens drei bis vier Kilometer, dann Grippe- symptome. Sie meine zwar, es sei jetzt vorbei. Nur sei es halt nicht mehr ganz so wie vorher. Der Kör- per brauche länger, sich zu erholen, und reklamiere früher und lauter: Vor der Coviderkrankung habe sie den Aletschberglauf mit über 21 km und 1000 Metern Aufstieg hin- gelegt, letztes Jahr habe sie – un- trainiert – nach 18 km gemerkt, fer- tig zu laufen wäre zwar möglich, aber gesundheitlich nicht unbedingt klug. Zufrieden und im Reinen mit sich, auf die Grenzen des Körpers gehört zu haben, sei sie dennoch ge- wesen. Halt? «Ja, schon Halt, aber eigentlich viel mehr Hoffnung.» Das sei es, was ihr starker Glaube an die Bibel und ihre Religionsgemein- schaft gäben, der sie und ihre Fa- milie seit Generationen angehören. Und ob der Sohn ihr auch einmal angehören werde, das entscheide er dereinst, zum selbst gewählten Zeitpunkt als Teenager oder Er- wachsener, selbst. Denn im Gegen- satz zu bekannten Konfessionen sei bei ihrer Religionsgemeinschaft die Kleinkindertaufe, da nicht urchrist- lichen Ursprungs, nicht bekannt. Steht vor dem Löwen etwas Oranges mit Velo, dann ist Dama- ris Huser auf die grüne Wiese nicht geklettert, nicht gelaufen, sondern gefahren, tut Dienst und staunt, mit wie wenig Office-Programmen man über ein Jahrzehnt durch das Betreuungsgewerbe gekommen ist. Da könnte mehr Digitalisierung in die Arbeitsabläufe, weniger Papier meint sie, da läge noch viel mehr Effizienz drin. gk LEU 01 / 2025 11